Die Entscheidung für Dein neues Rad ist gefallen, das Budget gesetzt? Ich stand im letzten Dezember an diesem Punkt, und nun, 9 Monate und 3000km später, stelle ich Euch hier einmal vor, was nach dem Kauf noch an Kosten auf Euch zukommen kann.
Vorweg jedoch ein paar Worte zur Preisverhandlung, damit dann auch noch genug Geld für allerhand nützliches und unnützliches vorhanden ist.
Auf dem Basar
Jeder möchte für sich den besten Preis für sein Rad herausholen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass insbesondere bei Markenrädern am Preis jedoch so gut wie nichts zu machen ist. 20% wie beim letzten Auto? Keine Chance.
Was aber eigentlich immer geht: Zubehör zum Rad dazu bekommen. Bei meinem letzten Rad gab es Helm, Schloss und Smartphonehalterung dazu, dass machte immerhin knapp 200€ Ersparnis aus.
Nun aber zu den Details…
Von Sinnvoll bis Sinnlos – Zubehör
Helm
Naheliegend und in Deutschland nahezu Standard ist der Helm (In Holland werdet Ihr wenige Radler mit Helm sehen, dort ist aber auch die Infrastruktur für Radfahrer deutlich besser). Welcher Helm es werden soll, hängt natürlich davon ab, wieviel und wann Ihr mit dem Rad üblicherweise unterwegs sein werdet.
Modelle mit integriertem Licht sind besonders sinnvoll, wenn Ihr viel im Dunkeln unterwegs seid. Mittlerweile gibt es sogar Modelle mit integriertem Blinker, da geht es preislich natürlich schon deutlich nach oben.
Wichtig ist immer die gute Passform, nach Möglichkeit sucht Ihr den Helm daher im Fachgeschäft aus und probiert diesen mit entsprechender Beratung direkt aus.
Preislich geht es für einen guten Helm bei ca. 50€ los. Ein Modell mit Blinker liegt dann aber auch schnell bei 150€.
Ihr besitzt schon einen Helm und wollt Euch nur ein neues Rad gönnen? Vielleicht ist dies auch ein guter Zeitpunkt, den Helm zu tauschen. Ein Helm „altert“ und sollte nach spätestens 3-5 Jahren durch ein neues Modell ersetzt werden.
Schloss
Ein neues Rad wechselt leider schnell den Besitzer, wenn Ihr es nicht richtig sichert. Daher solltet Ihr in ein gutes Schloss investieren. Die guten alten Spiralschlösser könnt Ihr alle vergessen, da könnt Ihr Euer schönes Rad auch direkt mit einem Zu-Verschenken-Schild versehen.
Besser sind Bügel- oder Faltschlösser. Auch diese sind nicht unknackbar. Ziel eines Schlosses ist aber auch nicht das komplette Verhindern des Aufbrechens, sondern dieses so schwer wie möglich zu machen und die benötigte Zeit von wenigen Sekunden für das Knacken auf möglichst viele Minuten zu verlängern.
Ein gutes Markenschloss bekommt Ihr so ab 50€, abhängig von Länge und Sicherheitsstufe oder technischen Gimmicks wie Bluetooth per Smartphone öffnen kann es auch hier schnell auf die 150€ oder mehr zugehen.
Smartphonehalterung
Wohin bloss mit dem Smartphone? Idealerweise in die Tasche. Aber spätestens bei längeren Touren wird das Smartphone als Navigationssystem interessant, und dann gehört es idealerweise an den Lenker.
Einfache, stabile Lösungen erhaltet Ihr schon für 10€. Ich habe mich für eine Lösung mit Halterung in der Handyhülle entschieden, dann seid Ihr auch schnell bei 70€. Siehe auch oben -> Basar, hier macht handeln Sinn…
Fahrradtaschen
Wenn Ihr erstmal richtig Spaß an Eurem Rad gefunden habt, wollt Ihr es vielleicht auch bald zum Einkaufen nutzen. Wir fahren häufig zu zweit für eine 5-köpfige Familie einkaufen, mit 3 Seitentaschen überhaupt kein Problem. Für den Weg zur Arbeit darf es dann gerne noch eine Notebooktasche sein, für die Idealisten unter Euch vielleicht sogar ein Anhänger…alles möglich, mit einem Rad dürft Ihr Anhänger bis 4m Länge ziehen – wer hätte das gedacht!
Gute Gepäcktaschen gibt es ab 40€, nach oben gibt es kaum Grenzen, 200€ je Tasche sind auch hier jederzeit möglich.
Kleidung
Sollte Euch Wind und Wetter nichts ausmachen (warum auch?) und Ihr Euer Rad immer und überall nutzen (solltet Ihr!), benötigt Ihr zur Jahreszeit passende Kleidung, die leider normalerweise nicht im Schrank hängt.
Radhose, Thermounterwäsche, gute Jacke in Alarmfarbe (gelb / grün), Regenjacke, Regenhose. Kostenpunkt so ca. 200€. Geht auch deutlich günstiger oder auch viel teurer, je nach Marke.
Versicherung
Sofern Ihr Euer Rad häufig nutzt, werdet Ihr es auch an Orten abstellen müssen, an denen man sein Rad vielleicht lieber nicht alleine lässt. Solltet Ihr Euer Rad trotz gutem Schloss einmal nicht mehr an der Laterne der Wahl vorfinden, springt die Versicherung ein. Dies ist der einzige laufende Posten, mit dem Ihr rechnen müsst.
Der Preis einer Versicherung hängt von vielen Faktoren ab. Es gibt Versicherungen, die den Neuwert erstatten, andere stellen ein gleichwertiges Ersatzrad. Bei manchen ist ein Reparaturservice oder eine Notfall Hotline enthalten, bei anderen ist der Mitfahrer mitversichert. Natürlich spielt auch der Kaufpreis des zu versichernden Rades eine große Rolle. Vielleicht ist Euer Rad auch über die Hausrat schon ausreichend abgesichert?
Eine Preisempfehlung kann ich daher hier nicht geben, die gängigen Vergleichsportale sollten Euch aber schnell weiterhelfen.
Pimp my bike
Bei Rädern aus dem Schaufenster wird an bestimmten Komponenten immer gespart. Nach den ersten Ausfahrten kommt Ihr daher vielleicht auf die Idee, die ein oder andere Komponente etwas zu „optimieren“.
Bereifung
Wer achtet beim Kauf schon auf die Reifen. Daher ist hier in der Regel günstigstes Material verbaut. In meinem Fall führte dies beim ersten schlechten Wetter zu zwei Platten auf 20km. Für eine neue, pannenfeste Bereifung könnt Ihr bis zu 100€ ausgeben, falls Ihr Euch für ein E-Bike entschieden habt.
Sattel
In der Ausstellung muss der Sattel hübsch und sportlich aussehen, ob er bequem ist und zum eigenen Hintern passt, lässt sich bei einer kurzen Probefahrt eher nicht feststellen. Die Preisspanne ist bei Satteln sehr groß, ich selbst würde vermutlich so um die 100€ investieren.
Beleuchtung
Sofern ihr viel im Dunkeln unterwegs seid, ist ein gutes Licht wichtig. Nicht nur, um gut zu sehen, sondern vor allem auch, um gut gesehen zu werden.
Richtig gutes Licht auf Autoniveau ist leider nicht günstig zu haben, ab 200€ wird es da richtig spannend, da gibt es sogar Modelle mit echtem Fernlicht. Vielleicht übertreibe ich da auch – aber es ist halt wirklich wichtig, wenn Ihr z.B. im Dunkeln durch den Berufsverkehr müsst.
Wartung
Last but not least, pflegt Euer Rad! Mindestens einmal im Monat muss die Luft im Reifen kontrolliert werden (1 bar/Monat verliert der Reifen im Schnitt). Eine gute Standluftpumpe sollte daher dringend her (und idealerweise nicht die 10€-Variante aus dem Baumarkt, für 20€ bekommt Ihr im Fachhandel bereits gute Alternativen).
Die Kette sollte regelmäßig gefettet werden (Kettenspray gibt es ab 5€, für 10€ auch schon richtig taugliche), ab und zu ist auch eine Vollreinigung angesagt, vor allem bei regelmäßigen Fahrten in schlechtem Wetter. Die Bremsbeläge sollten auch regelmäßig geprüft und ggf. gewechselt werden.
Auch die Wartung in der Werkstatt (bei einem neuen E-Bike einmal im Jahr) ist bei den Kosten zu berücksichtigen. Dies geht je nach Leistungsumfang bei ca. 50€ los und kann dann je nach durchzuführenden Arbeiten auch teurer werden.
Fazit
Wenn man alles zusammenrechnet, kommt schon einiges zusammen, insbesondere wenn man lange nicht Rad gefahren ist und entsprechend auch noch kein Zubehör besitzt (soll ja in Corona-Zeiten häufiger vorkommen).
Ca. 500€ für eine vernünftige Komplettausstattung sind ein guter Anhaltspunkt, wobei es natürlich viel Spielraum gibt (Ist mir die Marke wichtig oder eher nicht, vielleicht reicht das Vorjahresmodell, bekomme ich das eine oder andere vielleicht gebraucht?).
Was noch fehlt wären die üblichen Verschleißkosten durch Reifenabnutzung, Bremsbeläge, Ketten, Öl und sonstige Wartungskosten. Wobei manches natürlich je nach Rad Typ variiert. Wer selber Hand anlegt, der braucht auch noch das passende Werkzeug.
Hallo Andreas,
Danke für den Hinweis, das stimmt natürlich, insbesondere die Kette will gut gepflegt sein! Ich passe den Beitrag nachher an.